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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Bolaño, Roberto

Chilenisches Nachtstück (Nocturno de Chile)

Untertitel
Roman. Aus dem Span. von Heinrich von Berrenberg.
Beschreibung
Verlag
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2010.
Format
kt.
Seiten
156 Seiten
ISBN/EAN
978-3-423-13880-2
Preis
8,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Roberto Bolaño wurde am 28. April 1953 in Santiago de Chile geboren. Einen Teil seiner Jugend verbrachte er Mexiko. 1972 kehrte er nach Chile zurück, nach dem Militärputsch wurde er gefangen gehalten, konnte das Land aber dann verlassen. Nach dem Ende der Franco-Diktatur ging er 1977 nach Spanien, wo er als Hafenarbeiter, Kellner und Nachtwächter arbeitete. Seit den achtziger Jahren konnte er von den Preisgeldern literarischer Wettbewerbe leben. Roberto Bolaño starb am 17. Juli 2003 in Barcelona. Seine Bedeutung als einer der begabtesten lateinamerikanischen Autoren der jüngeren Generation wird erst jetzt (auch im deutschen Sprachraum) erkannt. Für sein Werk Los detectives salvajes (Die wilden Detektive) erhielt er den Premio Rómulo Gallegos, einen der angesehensten lateinamerikanischen Literaturpreise. Auf Deutsch liegen außerdem vor: „Die Naziliteratur in Amerika“ (La Literatura Nazi en América), „Stern in der Ferne“ (Estrella distante), „Amuleto“ (Amuleto) und „Telefongespräche“ (Llamadas telefonicas). Siehe dazu: Bücher zu Lateinamerika, Gesamtverzeichnis 2002/2003ff. Sein jetzt auf Deutsch vorliegendes Hauptwerk „2666“ wurde bereits kurz nach Erscheinen als Jahrhundertwerk gepriesen.

Zum Buch:

Sebastián Urrutia Lacroix, Priester, Dichter und Literaturkritiker mit baskischen und französischen Vorfahren und Mitglied des Opus Dei ist der Protagonist dieses grotesken Romans. Kurz nach der Priesterweihe wird er von dem berühmten Literaturkritiker Farewell eingeladen und unter dem Eindruck von dessen Bibliothek beschließt er, Literaturkritiker zu werden. Und Farewell lächelt und sagt, „das sei kein leichter Pfad. Dies [Chile] ist ein Land von Barbaren.“ Nun, es dauert auch noch eine Weile bis unser Held sein Ziel erreicht hat. Vorher läßt Bolaño uns noch an diversen Begegnungen mit den größten Poeten Chiles teilhaben. So sieht er auf Farewells Landgut unvermutet Neruda, Verse an den Mond rezitierend. Nach dieser Feuertaufe legt er sich ein Pseudonym zu und beginnt zu schreiben. Es folgt der Bericht von Salvador Reyes über seine Begegnung mit Ernst Jünger im besetzten Paris, die Geschichte vom Schuhfabrikanten, der vom österreichischen Kaiser die Erlaubnis erhält, einen Heldenhügel zu errichten, in dem zum Schluß nur er selber liegt. Von den geheimnisvollen Herren Odeim und Oido erhält er einen weiteren Auftrag: unter strengster Geheimhaltung sollen Chiles Putschgeneräle über den Marxismus unterwiesen werden, eine Aufgabe, die Urrutia Lacroix schließlich zur Zufriedenheit von Pinochet erfüllt. Ein köstliches Stück Prosa, eine Persiflage auf den Kulturbetrieb, der zu lautem Lachen verführt – ein Lachen, das einem gleichzeitig aber im Halse stecken bleibt angesichts des gewöhnlichen Horrors, der von Bolaño in dieser meisterhaften Satire beschrieben wird. Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)