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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Bruzzone, Félix

76 (76)

Untertitel
[Erzählungen] A.d. Span. von Markus Jakob.
Beschreibung
Verlag
Berlin: Berenberg Verlag, 2010.
Format
HLn.
Seiten
142 Seiten
ISBN/EAN
978-3-937834-39-9
Preis
19,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Felix Bruzzone, geboren 1976 in Buenos Aires, studierte Literaturwissenschaft und war zeitweise als Grundschullehrer tätig. 2007 veröffentlichte Bruzzone den Erzählband 76, 2008 erschien sein erster Roman Los Topos. In seinen Werken setzt sich Bruzzone intensiv mit der argentinischen Militärdiktatur auseinander (seine Eltern gehören zu den Opfern dieser Zeit).

Zum Buch:

1976 ist das Geburtsjahr des Autors und markiert den Beginn einer sieben Jahre dauernden Militätdiktatur in Argentinien. Im gleichen Jahr verschwanden nacheinander sein Vater und seine Mutter; sie gehören bis heute zu den Desaparecidos, den Verschwundenen. Auch die Protagonisten in den acht Erzählungen dieses schmalen Bandes sind auf die eine oder andere Weise Beschädigte der Zeit des Terrors. Da sind die Kinder an der Schwelle zum Jugendlichenalter, die bei den Großmüttern aufwachsen und ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen. In einer anderen Geschichte bezahlt Mota einen maroden Unimog mit der Abfindung für das Verschwinden seines Vaters, das Fahrzeug soll angeblich im Krieg auf den Malvinas zum Einsatz gekommen sein (vielleicht war es aber auch der Unimog, den sein Vater beim Überfall auf das Bataillon 141 gefahren hatte?) . Ein anderer Jugendlicher gerät bei der Suche nach seinen Eltern an eine frühere Freundin die glaubt, daß Schildkröten die Fähigkeiten haben, mit Menschen und mit außerirdischen Wesen zu kommunizieren und die hofft, auf diese Weise einen Kontakt zu den Verschwundenen herstellen zu können. Die Erzählung 2073 besteht aus einer bedrückende apokalyptische Vision, in der die Protagonisten sich auf die Spur nach einem schon legendären Überfall auf das Bataillon 141 begeben, der 100 Jahre zuvor stattgefunden hat und an dem der Vater eines der Expeditonsteilnehmer beteiligt gewesen sein soll. Es sind beklemmende Skizzen, meist nur wenige Seiten lang, in denen nur ganz nebenbei in wenigen Bemerkungen dem Leser angedeutet wird, daß es sich um Angehörige von Verschwundenen oder Ermordeten handelt, die bei irgendwelchen Verwandten aufgewachsen sind oder mit ihnen Kontakt haben. Ein lesenswertes Buch über eine Vergangenheit, die noch nicht vergangen ist.    Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)