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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Desnoes, Edmundo

Erinnerungen an die Unterentwicklung (Memorias del subdesarrollo)

Untertitel
Roman. A. d. Span. von Gisbert Haefs.
Beschreibung
Verlag
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2008
Format
Hc.
Seiten
153 Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-22435-9
Preis
12,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Edmunod Desnoes wurde 1930 in Havanna geboren. Redakteur und Schriftsteller. Emigriete 1979 in die USA. Lebt heute in New York.

Zum Buch:

Nein, Sergio, der 39jährige Ich-Erzähler dieses kurzen Romans, wird nicht emigrieren; er bleibt im Kuba des Jahres 1962 allein zurück. Seine Eltern und seine Frau hat er eben verabschiedet. Jetzt bleibt nur noch sein Freund Pablo, der aber auch schon seine Ausreise vorbereitet. Drei Jahre sind seit der Revolution vergangen und die Umwälzungen in dieser Zeit haben gravierende Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Sergio lebt von der Rente, die ihm monatlich als Entschädigung für sein enteignetes Möbelgeschäft ausgezahlt wird. Er langweilt sich, lebt in den Tag hinein und beginnt, seine Erlebnisse und Empfindungen in ironischen, tagebuchähnlichen Aufzeichnungen festzuhalten. Dabei schwankt er zwischen dem Gefühl eines neuen, befreiten Lebens und einer depressiven Stimmung, die ihn vor allem überkommt, wenn er an die Isolation denkt, in der die Insel sich seit dem Embargo befindet. Er räsoniert über die die merkwürdige Hemingway-Verehrung auf Kuba, über die platte sozialistische Gleichmacherei, beginnt eine Liebesaffäre mit einer Minderjährigen und Alejo Carpentiers „wunderbare Wirklichkeit“ interessiert ihn ebensowenig wie der verordnete sozialistische Realismus.  Der in einer wunderbaren schnoddrigen Sprache geschriebene Roman erschien 1965 in Kuba und wurde dort 1968 verfilmt. Aus Anlaß des 40. Jahrestages der Verfilmung, die im Grunde erst auf dieses kleine Meisterwerk aufmerksam machte, erscheint nun erstmals eine deutsche Übersetzung (einschließlich der drei Mini-Erzählungen). In den beigegebenen zwei Vorworten, die jeweils zur US-amerikanischen und spanischen Neuausgabe erschienen, erinnert der Autor die Leser noch einmal an die Zeit der Entstehung seines Romans: „Che Guevara lebte noch … Hundert Jahre Einsamkeit war noch nicht erschienen … der Neue Mensch wurde ausgetüftelt … und ich war aktivi am kulturellen Leben Kubas beteiligt. Ein wahrer Gläubiger, den häufig existentielle Zweifel befielen“. Spät, aber nicht zu spät erreichen uns diese lesenswerten „Erinnerungen“. Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)