Zum Buch:
Der kleine Band wurde zur alljährlichen Fiesta Cubana 2008 in Berlin herausgegeben. Dementsprechend handelt es sich nicht um eine wissenschaftlich exakte Untersuchung, sondern mehr um ein politisches Pamphlet. Wenn man dessen Stil akzeptiert, bekommt man in dem Traktat einen passabeln Überblick über eines der schlimmsten politischen Attentate gegen den sozialistischen kubanischen Staat, der je ausgeführt wurde. In der Tat handelt es sich beim Bombenattentat auf ein kubanische Verkehrsflugzeug im Jahre 1976 um einen terroristischen Anschlag, der offensichtlich unter Kenntnis und Duldung der Regierung der USA von exilkubanischen Verbrechern ausgeführt wurde und bei dem 73 Menschen, darunter die kubanische Fechtnationalmannschaft, den Tod fanden. Der Autor trägt eigenen Ermittlungen und Ergebnisse der vor kurzem freigegebenen Geheimdienstdokumente aus den USA zusammen. Daraus ergibt sich (trotz der Schwärzung immer noch einiger Teile der Geheimdienstdokumente ein sehr klares Bild: Die Hauptverantwortlichen für das Attentat, Orlando Bosch und Luis Posada Carriles, handelten nicht nur im Auftrag exilkubanischer Terrororganisationen in den USA, sondern wurden auch von den US-amerikanischen und venezolanischen Geheimdiensten jener Tage unterstützt und später geschützt. Bis heute ist es in den USA nicht zur Verhaftung der Schuldigen gekommen, obwohl sie sich lange Zeit legal in den USA aufhielten. Besonders skandalös wird diese Tatsache natürlich dadurch, dass gegen fünf kubanische Staatsbürger, die sog. Cuban 5, in den USA hohe Haftstrafen wegen angeblicher Spionage gegen die USA, in Wahrheit gegen terroristisch agierende kubanische Exilorganisationen in den USA, zu immens hohen Haftstrafen verurteilt wurden.
Klar, dass dies nicht für die Unabhängigkeit US-amerikanischer Rechtssprechung spricht.
Insgesamt ist das Büchlein also aufschlussreich, besonders wenn man sich vergegenwärtigt, dass dieses brisante Thema in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit eher totgeschwiegen wird. Trotzdem hätte man sich an vielen Stellen einen etwas weniger polemischen Stil und dafür mehr wissenschaftlich nachvollziehbare Quellenangaben usw. wünschen können.
Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)