Zum Buch:
Das Interesse der portugiesischen Kolonialmacht am Landesinneren ihres riesigen Besitzes in Südamerika beginnt erst mit dem Umzug des Könighauses von Lissabon nach Brasilien. Bilder früherer Forschungsreisen beschränkten sich auf Abbildungen aus der Küstenregion oder stammten aus der kurzen Zeit der holländischen Besiedelung bei Pernambuco. Die Autorin untersucht in ihrer lesenswerten Arbeit die Bilddukomente Zeichnungen, Aquarelle und Fotografien sowohl im Hinblick auf die Wechselbeziehung untereinander (inklusive Veränderungen und Verfälschungen und die dahinterliegenden Absichten) als auch in Bezug auf die Funktion und Authentizität für die ethnologische Forschung. Sie untersucht des weiteren die Abbildungen hinsichtlich ihres Stellenwertes innerhalb der diversen Forschungsberichte und hinterfragt gleichzeitig den europäischen Blick auf die fremde Umgebung. War Alexander von Humboldt die Einreise nach Brasilien noch verwehrt worden, konnte Maximilian Prinz zu Wied-Neuwied schon ca. zehn Jahre später seine nicht zuletzt durch die Abbildungen seines Berichts – berühmt gewordene Reise antreten; nicht minder bedeutende Forschungsreisen von Spix, Martius und Langsdorff folgten nachdem Brasilien in die Selbständigkeit entlassen worden war. Die Arbeit, herausgegeben vom Völkerkundemuseum der Universität Zürich ist auch für interessierte Laien gut lesbar. Sie bewirkt beispielsweise eine neue und kritischere Aufmerksamkeit bei der Betrachtung so populären Bilder wie die von Johann Moritz Rugendas in dessen Voyages Pittoresque au Brésil, das auch in einer deutschen Ausgabe vorliegt. Und sie dokumentiert zugleich das Leben der damals noch zahlreichen Indianerstämme in Brasilien, von denen mittlerweile viele ausgestorben sind.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)