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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Machado de Assis, Joaquim Maria

Tagebuch des Abschieds (Memorial de Aires)

Untertitel
Roman. A. d. Port. übers. u. hrsg. von Berthold Zilly
Beschreibung
Verlag
Berlin: Friedenauer Presse, 2009
Format
Seiten
230 Seiten
ISBN/EAN
978-3-932109-55-3
Preis
22,50 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Joaquím Maria Machado de Assis wurde am 21.6.1839 in Rio de Janeiro geboren. Er stammte aus armen Verhältnissen, seine Mutter, eine Wäscherin, verstarb früh. Er schrieb Lyrik, Theaterstücke, Erzählungen und Romane. Berühmt sind seine kritisch-ironischen Prosaskizzen. Von seinen bisher ins deutsche übersetzten Romanen ist nur noch „Die nachträglichen Memoiren des Bras Cubas“ lieferbar (s. BzL 2003/04). In ihrer Form, im völligen Verzicht auf chronologische Abläufe, kontinuierliche Entwicklungen, sind seine Werke ihrer Zeit weit voraus. Trotz seiner proletarischen Herkunft und seiner Hautfarbe (sein Vater, ein Anstreicher, hatte afrikanische Wurzeln) war er in der brasilianischen Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts anerkannt und wurde schließlich Präsident der brasilianischen Literaturakademie, die er selbst mitbegründet hatte. Machado de Assis starb am 29.9.1908 in seiner Geburtsstadt.

Zum Buch:

Der verwitwete Geheimrat Aires, 62 Jahre alt und vor einem Jahr aus einem dreißig Jahre dauernden diplomatischen Dienst in Europa wieder zurück in Rio de Janeiro, beginnt am 9. Januar 1888 mit seinen Tagebuchaufzeichnungen. Seine Schwester Rita bittet ihn an diesem Tag, mir ihr zusammen das Familiengrab aufzusuchen. „… bei Hinausgehen sprach ich mein Schwesterherz auf eine Dame an, die ich … links neben dem großen Kreuz gesehen hatte. Sie war jung, trug schwarz und schien, die gesenkten Hände gefaltet, ebenfalls zu beten …“. Schwester Rita klärt ihren Bruder auf, der offensichtlich von der Schönheit der jungen Frau gefangen ist und forderte ihn scherzhaft auf, bei ihr, der Witwe Fidélia Noronha sein Glück zu versuchen; allerdings werde er scheitern, denn sie würde nicht wieder heiraten. Und so beginnen diese wunderbaren, stillen und melancholischen Tagebucheinträge, die bis zum August des folgenden Jahres reichen. Die politischen Ereignisse (die Abschaffung der Sklaverei und das Ende des Kaisertums) finden kaum Erwähnung. Sie sind nicht mehr wichtig für den Pensionär, der eher beiläufig und manchmal mit leisem Spott die verschiedenen Ereignisse in seiner Umgebung kommentiert. Aber er bleibt gefangen von der Faszination der anmutigen Witwe, die ihm immer wieder begegnet, nach der er neugierig sich erkundigt und die ihn zu den Phantasien anregt, die er nur seinem Tagebuch anvertraut. Die Tage des Pensionärs plätschern ohne besonderen Ereignisse dahin – aber der Leser bleibt dennoch gespannt und ertappt sich dabei, dem alten Herrn doch noch ein spätes Glück zu wünschen. Machado de Assis hat diese Aufzeichnungen im Jahre 1908, wie er gesteht, „mit der Feder des Lachens und der Tinte der Melancholie“ geschrieben. Es ist das Jahr seines Todes und ist daher auch als ein Buch seines Abschieds zu lesen. Der Übersetzer Berthold Zilly, inzwischen durch einige wichtige Übersetzungen hochgelobt, hat dem Buch ein ausführliches und kenntnisreiches Nachwort beigegeben, sowie einen hilfreichen Anmerkungsapparat. Die schöne und liebevolle Ausstattung von Katharina Wagenbach-Wolffs Friedenauer Presse ist ein besonderes Lob wert.   Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)