Zum Buch:
Um es gleich vorweg zu sagen: das kleine Buch bietet eine ausgezeichnete Einführung in Land und Leute eines Landes, das 2010 seine Unabhängigkeit feiern wird. Ingo Melcher, Politikwissenschaftler und Journalist, der zehn Jahre als Korrespondent für die taz und Süddeutsche Zeitung in Buenos Aires verbracht hat, ist es in seinem Porträt gelungen, das Land, seine Mysterien, Illusionen und Widersprüche den Leserinnen und Lesern näherzubringen. In größeren Abschnitten (Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft) wird in grundlegende Aufsätzen ausführlich auf die Geschichte des Landes von der Eroberung bis zu Perón eingegangen und die Wirtschaftsgeschichte abgehandelt, deren Kenntnis zum Verständnis des heutigen Argentinien unerläßlich ist. Kleinere Abhandlungen beleuchten beispielhaft wichtige Ereignisse aus der Geschichte wie das Phänomen des Peronismus, die Morde während der Militärdiktatur und der Versuch ihrer Aufklärung, das Exil für Nazis und für vor den Nazis geflohene Menschen. In den Abschnitten Kultur und Gesellschaft stehen einzelne Erscheinungsformen als Beispiele für den gesamten Komplex: Die Cafés von Buenos Aires, der Tango, der Fußball und das jüdische Leben in Argentinien. In dem ausführlichen, weiterführenden Literaturverzeichnis hätte ich mir mehr deutschsprachige Hinweise gewünscht; ebenso vermisse ich im Abschnitt Belletristik viele Autorinnen und Autoren und ihre übersetzten Werke, auch wenn diese z. T. nur noch antiquarisch zu finden sind.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)