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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Mettauer, Philipp

Erzwungene Emigration nach Argentinien

Untertitel
Österreichisch-jüdische Lebensgeschichten
Beschreibung
Verlag
Münster: Aschendorff Verlag, 2010.
Format
br.
Seiten
230 Seiten
ISBN/EAN
978-3-402-14900-3
Preis
34,00 EUR

Zum Buch:

Für die vorliegende Dissertation hat Philipp Mettauer 41 ausführliche lebensgeschichtliche Interviews mit österreichischen Juden und Jüdinnen geführt, die nach dem „Anschluss“ Österreich geflohen waren und – teilweise über Zwischenstationen – in Argentinien Zuflucht fanden. Den Autor interessierten dabei vor allem die Umstände der Flucht und die Leistung der Integration in eine fremde Gesellschaft mit einer gänzlich anderen Sprache und Kultur. Die Aussagen der Interviewten zu ihrer Situation in Österreich während des Austrofaschismus und nach dem „Anschluss“, ihrer Flucht, ihrer Wahrnehmung der argentinischen Gesellschaft in verschiedenen Epochen (während des Krieges, in der Zeit des Peronismus, unter der letzten Militärdiktatur) und ihre Sicht auf Österreich fasst der Autor in den einzelnen Kapiteln des Buches zusammen und lässt die EmigrantInnen dabei in ausführlichen Zitaten zu Wort kommen. Die Integration in Argentinien war für viele Flüchtlinge kompliziert. Zwar herrschte in dem traditionellen Einwanderungsland eine grundsätzliche Offenheit MigrantInnen gegenüber und unterstützte ein Netz jüdischer Organisationen Neuankömmlinge in der Anfangszeit, aber es gab auch Umstände, die ein Einleben nicht einfach machten. Der berufliche Einstieg war oft sehr schwierig, weil – aufgrund des politischen Drucks berufsständischer Organisationen – österreichische Abschlüsse und Diplome nicht anerkannt wurden. Auch die politischen Verhältnisse verunsicherten die jüdischen MigrantInnen immer wieder: die Sympathien offizieller Stellen für die Achsenmächte während des Zweiten Weltkriegs, die Aufnahme von NS-Kriegsverbrechern durch die Regierung Perón und schließlich der Staatsterror während der letzten Militärdiktatur. Die Arbeit Mettauers überzeugt durch ihre sensible Herangehensweise, die kritische Reflexion der eigenen Rolle als Wissenschaftler und – was bei akademischen Arbeiten nicht häufig ist – durch ihren klaren und gut lesbaren Schreibstil. Gert Eisenbürger (Bücher zu Lateinamerika)