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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Mießgang, Thomas

Ché Guevara

Untertitel
Ich bin ein optimistischer Fatalist
Beschreibung
Verlag
Köln: Fackelträger Verlag, 2007
Format
geb.
Seiten
ca. 100 Duoton-Abb. 192 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7716-4346-1
Preis
19,95 EUR

Zum Buch:

Schön gestalteter, großformatiger Bildband mit etlichen qualitativ guten s/w-Fotos.

Ähnlich wie bei dem zu Jahresanfang veröffentlichten Bildband über Fidel Castro (Fidel Castro – Vaterland oder Tod, Köln 2007) leitet auch hier der Autor sein Werk mit einem Essay über den argentinischen Revolutionär ein. Dieser ist ebenso ärgerlich, wie im Vorgängerwerk. Auch dem argentinischen Arzt und Berufsrevolutionär wird in populärpsychologischer Manier seit früherster Jugend eine Flucht vor sich selbst und ein „leicht entflammbarer Feuergeist“ mit einem Hang zu „adoleszente(n) Gewaltphantasien“ unterstellt. Wegen seines aus der Kindheit herrührenden Asthmaleidens habe er gelernt, hart zu sich selbst zu sein und dieses auch von anderen gefordert. Letzteres ist offensichtlich korrekt und noch nachzuvollziehen. Ihn aber darauf folgend als einen „Apostel der Gewalt“ mit einer „schwarzromantischen Todessehnsucht“ zu brandmarken, rückt die Schriften und Aussagen des Che aus dem Kontext der damaligen Realitäten und Auseinandersetzungen. Was der Autor eigentlich aussagen will, kommt dann an anderer Stelle deutlich heraus: „Damit hatte Che seinen subjektiven Hang zur Selbstkasteiung und moralischen Rigorosität in ein gesellschaftliches Projekt umformuliert, das für die kubanische Bevölkerung verbindlich sein sollte. Die an die Marx’sche Frühschriften angelehnte Vorstellung von der Überwindung der Entfremdung durch quasi religiöse Hingabe an das Gemeinwohl war schon damals ein Hirngespinst.“ Spätestens an der Stelle, als der Autor Ausführungen des Che mit der Propaganda von Joseph Goebbels vergleicht und den Argentinier als „pedantischen Diener der Revolution“ oder den „apokalyptischen Reiter eines halluzinierten Weltenbrandes“ tituliert, weiß man, dass Mießgang hier seine persönliche, höchst einseitige Abrechnung mit dem „Mythos des Che“ betreiben möchte. Man muss den ‚Che’ ja nicht wie Sartre in einem überschwinglichen Moment als den „vollkommensten Mensch unserer Zeit“ bezeichnen, etwas mehr Fairness im Umgang mit dessen Biographie wäre aber einem unvoreingenommenem Leser sicherlich lieber. Wer allerdings eine einseitige Negativdarstellung Guevaras mit einigen kleineren Fehlern sucht (z.B. war Guevara nie Innenminister, wie Mießgang an einer Stelle behauptet), der ist hier gut beraten, denn das ganze ist nett lesbar geschrieben und die Bilder sind qualitativ weitgehend gut. Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)