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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Morais, Fernando

Der Magier (O Mago)

Untertitel
Die Biographie des Paulo Coelho. A.d.Bras. von Karin von Schweder-Schreiner und Maralde Minnemann
Beschreibung
Verlag
Zürich: Diogenes Verlag, 2010.
Format
Ln.
Seiten
708 Seiten
ISBN/EAN
978-3-257-06752-1
Preis
15,00 EUR

Zum Buch:

Fernando Morais ist ein bekannter Journalist und Drehbuchautor. In deutscher Übersetzung erschien 1978 eine Dastellung des damaligen Kuba (Die Rote Insel) und 1989 erstmals eine Biographie, der deutschen Kommunistin Olga Benario, die in Brasilien an der Seite von Carlos Prestes kämpfte und 1942 von den Nazis umgebracht wurde. Coelho hat sich wahrscheinlich glücklich geschätzt, als er den renomierten Journalisten dafür gewann, ihn drei Jahre lang auf seinen Reisen um die Welt zu begleiten; für Morais war es eine unerwartete Begegnung mit einem der „außergewöhnlichsten Menschen, mit denen ich es je zu tun hatte“. Und so erhalten die Leserinnen dann auch ein außergewöhnliches Porträt der Autors, in dem nichts ausgelassen ist, was wahre Verehrerinnen interessiert: Coelho reist mit leichtem Gepäck, schwarz ist seine Farbe, seine Unterhosen und –hemden, seine Stiefel und seine Jeans; davon hat er jeweils alles viermal in seinem kleinen schwarzen Rucksack; dann trägt er noch die rot emaillierte Goldbrosche, die ihn als Ritter der Ehrenlegion ausweist. Als er mit dem Flugzeug gelandet ist, hebt er Zeige- und Ringfinger wie zu einer segnenden Geste und ist doch sehr erstaunt und enttäuscht, daß ihn in Budapest niemand erwartet. Dafür hat seine Agentin gute Nachrichten (der Meister läßt sich die weltweiten Verkaufszahlen seiner Elaborate täglich durchgeben): nicht nur die absoluten, sondern auch die Vergleichzahlen seiner Auflagen sind gestiegen. Aber daß es in Ägypten seine Werke fast nur als Raubdrucke gibt, bringt ihn dann doch auf die sprichwörtliche dort wachsende Palme und er droht schwerste Konsequenzen an (was die Ägypter aber sichtlich unbeeidruckt läßt). Und wenn er mal nicht von den Honoratioren der Welt empfangen wird oder, so wie er es nennt, die Bevölkerung einer Stadt mit einem „Blitzkrieg“, d. h. einer unerwarteten Signierstunde überrascht, dann schneidet er in seiner bescheidenen Hütte in Frankreich Blumen oder stutzt das Gebüsch, bevor er sich an seinen Computer begibt, die Hände flach auf den Bildschirm legt um positive Energie aufzunehmen und  dann die Bestsellerlisten der Welt aufzurufen (wehe, wenn er erfährt, daß ein Teil seiner Romane schon in den Grabbelkisten deutscher Buchläden herumliegt) … Man muß das Buch nicht bis zum Ende lesen, um sich spätestens hier die Frage zu stellen, mit welcher Absicht schreibt Morais eigentlich diese Biographie? Und hat Coelho in seiner Eitelkeit nicht bemerkt, daß er mit diesem Porträt der Lächerlichkeit preisgegeben ist? Nun, die Antwort muß uns hier nicht weiter interessieren – ebenso wenig wie Rest des Buches, der  nur für unheilbare Coelho-Fans von Wert sein mag. Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)