Zum Buch:
Politische Krisen und autoritäre Phasen charakterisieren die jüngere politische Geschichte in Bolivien, Ecuador und Peru. Das vorliegende Buch geht der Frage nach, inwieweit der Präsidentialismus, also die starke Machtstellung des Präsidenten, als Ursache dieser politischen Instabilität gesehen werden kann. Es bezieht sich damit auf die Forderung des einflussreichen Politologen Juan Linz, der die Einführung eines parlamentarischen Systems europäischer Prägung forderte, da dieses strukturell flexibler und demokratiefreundlicher sei. Ausführlich werden in dieser Dissertation zunächst die institutionellen Ansätze der Demokratieforschung allgemein und der Präsidentialismusforschung in Lateinamerika vorgestellt. Im Hauptteil werden dann die historischen und kontextuellen Rahmenbedingungen der politischen Entwicklung in den drei Ländern im direkten Vergleich miteinander vorgestellt und insbesondere die Funktionsweise der präsidentiellen Regierungssysteme und der Demokratieentwicklung miteinander verglichen. Die detailreiche Studie kommt zu dem Schluss, dass das Regierungssystem nur einer von vielen Faktoren ist, die auf die politische Entwicklung einwirken. Angesichts der tiefen Verwurzelung des Präsidentialismus in Lateinamerika und der damit verbundenen Schwierigkeiten eines radikalen Systemwechsels plädiert die Studie für eine Optimierung präsidentieller Systeme mittels einer Stärkung der Parlamente und der Verbesserung der Beziehungen zwischen Exekutive und Legislative.
Christoph Dietz (Bücher zu Lateinamerika)