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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Parra, Teresa de la

Tagebuch einer jungen Dame, die sich langweilt (Ifigenia. Diario de una señorita que escribío porque se fastidiaba)

Untertitel
Roman. A. d. Span. von Petra Strien-Bourmer. Nachwort von Maike Albath.
Beschreibung
Verlag
Zürich: Manesse Verlag, 2008
Format
geb.
Seiten
762 Seiten
ISBN/EAN
978-3-7175-2154-9
Preis
24,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Teresa de la Parra, eigentl. Ana Teresa Parra Sanojo, wurde am 5.10.1895 (andere Quellen nennen 1889, 1890, 1891 als Geburtsjahr) als Tochter venezolanischer Eltern in Paris geboren. Von 1902 bis 1906 lebte sie mit ihrer Familie auf einer Hazienda in der Nähe von Caracas. Ihre Schulbildung erhielt sie in der Zeit von 1906 bis 1915 im spanischen Valencia. Ab 1924 lebte sie wieder in Europa. „Sie war einfach umwerfend mondän“, schreibt Maike Albath im Nachwort, „Zigarettenspitze, seidener Pyjama … Rendevous mit einem Künstler oder Diplomaten …“. 1932 erkrankte sie an Lungentuberlose und starb am 23.4.1936 in Madrid.

Zum Buch:

Der jetzt erstmals in Deutsche übersetzte Roman erschien vor fast 85 Jahren erstmals in Buchform und löste in der damaligen venezolanischen Gesellschaft einen ungeheuren Skandal aus. Ein Ereignis, daß heute nur nachzuvollziehen ist, wenn man sich die in überkommenen Traditionen erstarrte Oberschicht Venzuelas vergegenwärtigt. Da bedeutete die Geschichte einer heranwachsenden jungen Frau, die in Europa Freizügigkeit und Weltoffenheit kennengelernt hatte, die darüber schrieb und die bigotte, frömmelnde Gesellschaft ironisch aufs Korn nahm, ein ungeheurer Affront. In dem Roman, der von einem Brief an eine Freundin eingeleitet wird und aus drei weiteren Tagebuchabschnitten besteht,  berichtet die Protagonistin María Eugenia vom Leben in ihrer Familie mit Großmutter, Tante Clara und Onkel Eduard, der ihre Erbschaft durchgebracht hat. Sie leidet unter der „grausamen, hartnäckigen, boshaften, tödlichen Langeweile“, die sie – so schreibt sie ihrer Freundin aus dem Spanischen Internat – „zur ausführlichen Analytikerin und Schriftstellerin hat werden lassen“. Und weiter: „meine Tage gleiten monoton dahin wie die Perlmuttperlen des Rosenkranzes zwischen Tante Claras frommen, knotigen Fingern …“ Einzige Lichtblicke in diesem tristen Leben sind der unkonventionelle Onkel Pancho, der sie häufig gegen die übrigen Familienmitglieder verteidigt und Mercedes Galinda, die ihre mütterliche Freundin wird.    Ihr Leben wird nun zielgerichtet auf eine standesgemäße Heirat ausgerichtet. Da stört die sich anbahnende Liebesbeziehung zu dem mittellosen angehenden Mediziner Gabriel nur und María Eugenia wird aufs Land geschickt. Allmählich verliert sie ihre Aufsässigkeit und ihre Verachtung gegenüber jeglicher Autorität und so willigt sie schließlich ein in die Eheschließung mit dem in jeder Beziehung widerlichen und eitlen aber reichen César Leal. Und gleich der Heldin Iphigenie aus der griechischen Mythologie (so auch der Titel der ersten Auflage) opfert sie sich, wird sie geopfert. Ein für die damalige Zeit sehr moderner Roman, der den vorherrschenden Machismo angriff und dabei auch das überkommene weibliche Rollenverhalten aufs Korn nimmt.     Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)