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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Piglia, Ricardo

Der letzte Leser

Untertitel
Essay. A.d.arg. Spanisch von Leopold Federmair.
Beschreibung
Verlag
Wien: Klever Verlag, 2010.
Format
englbr.
Seiten
208 Seiten
ISBN/EAN
978-3-902665-23-2
Preis
19,90 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Ricardo Piglia wurde am 24. November 1941 in Adrogué, Provinz Buenos Aires geboren. Nach dem Studium der Geschichte wurde er Mitherausgeber und Literaturkritiker für verschiedene Zeitschriften. Von 1986 bis 1990 lebte er vorwiegend in den USA, wo er u. a. in Princeton und Harvard argentische Literatur unterrichtete. Piglia ist Autor von Erzählungen, Romanen, Drehbüchern und Essays. Bisher liegen acht übersetzte Titel in Deutsch vor (siehe dazu auch Bücher zu Lateinamerika 1996, 2002/03, und folgende).

Zum Buch:

Piglia beginnt seinen großen Essay über den/die Leser (und das Lesen) mit der Schilderung seines Besuchs bei einem Mann, der permanent an einem Modell der Stadt Buenos Aires arbeitet. Jedes Jahr muß er die südlichen Stadtteile wieder aufbauen, die durch das Hochwasser beschädigt wurden denn er glaubt, „daß die wirkliche Stadt von seiner Nachbildung abhängt und so gesehen ist er verrückt.“

Der Mann läßt immer nur eine Person als Besucher zu und „reproduziert [damit] in der Betrachtung der Stadt den Vorgang des Lesens“, bei der man auch allein ist und wo es auch um Parallelwelten geht, die manchmal in die Wirklichkeit eintreten, wie Ezra Pound meint, den Piglia hier zitiert. Am Ende des Besuchs begreift der Besucher, was ihm auch vorher schon klar war: „Alles, was wir uns vorstellen können, existiert … in einem anderen Maßstab, auf einer anderen Ebene, in einer anderen Zeit, deutlich und fern, wie in einem Traum.“ Natürlich begegnen wir gleich im ersten Kapitel („Was ist ein Leser?“) Borges, dem blinden Direktor der argentinischen Nationalbibliothek („Ich bin jetzt ein Leser von Seiten, die meine Augen nicht mehr sehen.“). Kafka, Poe, Joyce sind ganze Abschnitte gewidmet, anderen Autoren begegnen wir über ihre fiktiven (?) Protagonisten (Bartleby, Don Quijote, Hamlet). Auch sie sind Lesende, ebenso wie ihre Schöpfer.        Wir begleiten Piglia auf einem spannenden und amüsanten Spaziergang durch die Weltliteratur, in denen er uns Lesern oft überraschende Ein- und Aussichten vermittelt. Er hatte nicht die Absicht, das Thema umfassend zu behandeln, sondern dieser Spaziergang ist, wie er im Nachwort schreibt, die willkürliche Wiedergabe seiner eigenen Lektüreerlebnisse und insofern „möglichweise das persönlichste und intimste von allen (Büchern), die ich geschrieben habe.“ Piglia ist es mit seinem spannenden Essay gelungen, das eigene Leseverhalten zu reflektieren, neue Sichtweisen auf scheinbar Bekanntes zu entdecken und last but not least, neugierig zu machen auf noch nicht Gelesenes (was wir uns aber immer schon mal zu lesen dringend vorgenommen hatten!).   Ein großer Dank an Autor, Übersetzer und Verlag für dieses außerordentliche Buch! Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)