Frances de Pontes Peebles wurde im im Bundesstatt Pernambuco im Nordosten Brasiliens geboren. Sie lebt heute in Chicago. Sie ist Prosaautorin; die Schneiderin von Pernambuco ist ihr erster Roman.
Zum Buch:
Der Titel täuscht: der Roman erzählt die spannende Geschichte nicht von einer, sondern von zwei Schneiderinnen, nämlich den Schwestern Emília und Luzia dos Santos, die in einem kleinen Ort im Nordosten Brasiliens im Bundesstaat Pernambuco aufwachsen. Luzia, die als Kind nach einem Sturz vom Baum einen verkrüppelten Arm zurückbehalten hat, schließt sich einer Bande Cangaceiros an, während ihre Schwester in eine angesehene Familie einheiratet und in die Hauptstadt des Bundessstaates nach Receife zieht. Die dann einsetzende Handlung des Romans spielt in den unruhigen Jahren 1928 bis 1935. Es ist eine Zeit des Umbruchs, ein Zeit blutiger Aufstände, Revolutionen, Dürrekatastrophen, dem Börsenkrach und dem Beginn der autoritären Herrschaft Getútlio Vargas, der eine Konzentration der Macht zugunsten der Zentralregierung durchsetzte. Auf diesem gesellschaftlichen Hintergrund schildert die Autorin die Geschichte der beiden ungleichen Schwestern. Beide verfolgen mit den wenigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, den Lebensweg der jeweils anderen. Sehr anschaulich erfahren wir von Luzias Leben bei den Cangaceiros, für die einen bloße Banditen, für die anderen Volkshelden und Retter vor der Willkür der Landbarone, ihrer Heirat mit dem berühmt-berüchtigten Falken und der Geburt ihres Sohnes. Ebenso eindrucksvoll wird die Familie in der Landeshauptstadt geschildert, die Nöte des schwulen Ehemanns der Emília, der mit pseudowissenschaftlichen Forschungen beschäftigte Schwiegervater und dessen bigotte Ehefrau. Emíla gelingt schließlich die Flucht aus dieser Enge. Die Autorin hat Unmengen von Informationen in ihrem Roman verarbeitet und es gelingt ihr damit eine vergangene Zeit lebendig werden zu lassen. Ein wunderbarer Schmöker im guten Sinne des Wortes, erzählt in einer klaren und nüchternen Sprache und ohne Happy-end.
Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)