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Bücher zu Lateinamerika

Autor
Prieto, José M

Die Kubanische Revolution und wie erkläre ich sie meinem Taxifahrer

Untertitel
A. d. Span. von Susanne Lange
Beschreibung
Verlag
Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2008
Format
kt.
Seiten
218 Seiten
ISBN/EAN
978-3-518-12559-5
Preis
10,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

José Manuel Prieto wurde 1962 in Havanna geboren. Mit 19 Jahren beginnt er ein Studium der Elek-trotechnik in Nowosibirsk. Nach einem Aufenthalt in Kuba, wo er als Ingenieur arbeitete, ging er wie-der zurück nach Sibirien. Er lebte eine Zeitlang in Sankt Peterburg, ging dann nach Mexiko-Stadt, wo er heute lebt. Prieto ist mittlerweile mexikanischer Staatsbürger. Er ist Autor von Erzählungen, mehre-ren Romanen und glänzender Übersetzer russischer Literatur. In deutscher Übersetzung erschienen bisher die beiden Romane „Liwadija“ (Livadia), als TB auch unter dem Titel „Entführung aus dem Sa-ray“ und „Rex“ (Rex). Besprechungen siehe BzL 2003/04 und 2007/08.

Zum Buch:

José Manuel Prieto ärgert sich jedesmal, wenn er vom Taxifahrer nach seiner Herkunft gefragt, Kuba antwortet und dann hören muß: „Ah, Fidel Castro“. Jedesmal steht dann vor dem Dilemma, sein Für und Wider zur kubanischen Revolution und den Zuständen auf der Insel erklären zu müssen, was aber niemals in der kurzen Zeit einer Taxifahrt zu leisten ist. Nie würde er es schaffen, seine eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen und seine widersprüchlichen Einschätzungen mitzuteilen. „Denn so detailliert man beschreibt, so endlos man aufzählt nie wird man alle Fragen beantworten können, nie ergibt sich ein klares Bild, es bleibt unvollständig.“ Aber dann beginnt er doch zu erklären – wir Leser sind ja auch keine Taxifahrer und in dem Essay von über 200 Seiten läßt sich ja doch einiges schildern. Prieto behandelt in seinem Buch fast alle Themen, die das Bild von Kuba in der Welt bestimmen: die Revolution, die Abhängigkeit von Moskau, der Mythos der Guerrilla, das neue Lumpenproletariat, die historische Bevormundung durch die USA, die Floßflüchtlinge, die „Errungenschaften“ in Erziehung, Gesundheit und Sport und Probleme wie der Rassismus und die Zensur. Aber Prieto selbst gesteht ein, und hier wird sein gespaltene Einschätzung zu seinem Heimatland deutlich, daß er die Anführungszeichen auch weglassen kann: „Denn man muß anerkennten: Errungenschaften. Das Positive übersteigt bei weitem das Negative.“ Aber zum Schluß, nachdem er uns die gesamte Widersprüchlichkeit versucht hat näherzubringen, resigniert er doch und meint: „Niemals mehr würde ich das Thema der kubanischen Revolution anschneiden, niemand würde mich je wieder auf einem Taxirücksitz davon reden hören. Niemals.“ Eine amüsante, nie langweilige Lektüre zu einem schwierigen Thema. Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)