Zum Buch:
Bernd Wulffen war von 2001 bis 2005 deutscher Botschafter in Kuba. Als solcher hatte er mehrfach Begegnungen mit Fidel Castro und kann dementsprechend interessante Details von Staatsempfängen und anderen Anlässen berichten. Auch die Schilderungen seiner diplomatischen Erlebnisse im offiziellen Kuba und die Berichte von mehr oder minder privaten Reisen durchs Land sind aus seiner subjektiven Sicht heraus sehr interessant.
Problematisch wird der Band durch die fast missionarisch geprägte Sichtweise des Autors, der sich offensichtlich erhofft hatte, durch seine Anwesenheit und Ratschläge das Land auf den rechten Weg eines marktwirtschaftlich orientierten Sozialdemokratismus zurückbringen zu können. Manches Geschilderte wirkt liebenswert offen, etliche Einschätzungen dagegen scheinen einfach naiv. Sicherlich sind viele Schilderungen der real existierenden Missstände auf Kuba zutreffend, trotzdem fragt man sich, ob die Hoffnungen des Autors auf eine Systemänderung z.B. durch die von ihm hochgeschätzte katholische Kirche den Menschen auf Kuba tatsächlich eine Besserung bringen würden. Trotz dieser etwas engen westlichen, die kubanische Realität vereinfachenden Sicht und einigen kleinen Fehlern bietet das Buch viele interessante Blicke auf die kubanische Gesellschaft und vor allem spannende Einblicke in die bundesdeutsche Diplomatie dem Land gegenüber. So werden z.B. die Hintergründe der peinlichen Absage eines geplanten Besuchs Fidels Castros auf der Berlinale 2003 deutlich, wo der Oliver Stone Film Comandante uraufgeführt werden sollte. Das Auswärtige Amt bestand auf der Ausladung Castros, weil man sich nach der Entscheidung gegen die Teilnahme an der US-Invasion im Irak nicht noch weitere Affronts gegen die USA leisten wollte … . Auch die Charakterisierung der demokratischen Opposition in Kuba ist durchaus aufschlussreich. Wulffen musste und wollte sie aufgrund der Direktiven aus Bonn und Brüssel nach der Verhaftung von 75 Dissidenten im Jahre 2003 zwar ständig hofieren (was dann zur im Titel genannten Eiszeit zwischen Kuba und der EU führte), hat aber letztlich wohl keinen besonders positiven Eindruck von den meisten bekommen. U.a. aufgrund solcher Hintergrundinformationen und Bonmots durchaus empfehlenswert. Klaus Brieskorn (Bücher zu Lateinamerika)