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Bücher zu Lateinamerika

Autor
González, Tomás

Carola Dicksons unendliche Reise

Untertitel
Drei Leben. A. d. Span. übers. v. Gert Loschütz, Peter Stamm und Ofelia und Peter Schultze-Kraft
Beschreibung
Verlag
Zürich: Edition 8, 2007
Format
geb.
Seiten
138 Seiten
ISBN/EAN
978-3-85990-117-9
Preis
15,80 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Tomás González wurde 1950 in Medellín geboren. Er studierte Philosophie und war danach verschiedenen Berufen tätig (u. a. betrieb er eine Fahrradmontage-Werkstatt in Miami). Autor von Prosa und Lyrik. Lebte 16 Jahre lang als Journalist in New York. 2002 Rückkehr nach Kolumbien, wo er heute lebt. Seine beiden bisher auf Deutsch vorliegenden Romane wurden von der Kritik begeistert aufgenommen (siehe dazu: Bücher zu Lateinamerika, Neuerscheinungen 2005/2006).

Zum Buch:

Irgendein schwerer Schicksalsschlag muß den kolumbianischen Maler, der sich Boris nennt, aus der Bahn geworfen haben. Anfangs reist er noch mit seiner Frau Lucía im Wohnwagen durch die USA;  später vagabundiert er allein. Schließlich landet er als Obdachloser in New York, freundet sich mit einem gleichfalls Gestrandeten an und verbringt die Tage schlafend in irgendeiner Absteige oder auf Parkbänken. Als das Geld zu Neige geht, das ihm seine Frau dagelassen hat, zeichnet für ein paar Cent in Kneipen oder auf dem Straßenpflaster. In der zweiten Geschichte dieser Anthologie, die alle dem Band El rey del Honka-Monka entnommen sind, bereitet sich die Lehrerin Carola Dicksons auf eine – schließlich „unterbrochene“ – Reise vor. Sie kauft ein 23 Fuß langes Boot, renoviert es und baut die Einrichtung ein, lernt segeln und macht zur Übung einige kurze Fahrten. Ihr für einige Lehrerkollegen zunehmend wunderliches Verhalten führt schließlich zur Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand. Jetzt kann sie aufbrechen und die jahrelang geplante und vorbereitete Reise antreten. Der Held der dritten Geschichte, William, hat zusammen mit seinem Partner ein erfolgreiches Handelsgeschäft eröffnet. Sein schnell erworbener Reichtum verführt in dazu, ein Liebesverhältnis mit der Tänzerin Amparo anzufangen. In seinem Doppelleben wird er schließlich zum gefragten Salsa-Tänzer im „Honka-Monka“. Das geht nicht lange gut; er muß seine Anteile am Geschäft verkaufen und landet schließlich als Bratpfannenverkäufer im Süden Floridas. Aber obwohl er ein erfolgreicher Verkäufer ist, erhält er in der Firma keine Chance aufzusteigen und als Amparo ihn verläßt, beschließt er, nach Kolumbien zurückzukehren. Und hier verkaufte William viele Jahre „Kochtöpfe und Parfüm, Büroartikel, Uhren, Spielzeug, kurz alles, was er irgendwo billig auftreiben und ein wenig teurer weiterverkaufen konnte.“ Und nur manchmal, wenn er an die alten Zeiten dachte, verdrängte der den wiederkehrenden Wunsch reich zu werden und „ging in den Dingen auf, die das Leben an ihn herantrug.“ Diese völlig unspektakulär erzählten Geschichten ergreifen die Leserinnen und Leser schon nach ein paar Zeilen. Sie spüren, daß es hier einem Autor gelungen ist, für die völlig unterschiedlichen Einzelschicksale den Ton zu treffen, der diesen scheinbar Gescheiterten die menschliche Würde zurückgibt.   Klaus Küpper (Bücher zu Lateinamerika)