Zum Buch:
Hat Constable Hirschhausen seinen District unter Kontrolle? Diese Frage stellt er sich seit 18 Monaten auf seinen frühmorgendlichen Patrouillen durch die verschlafene Ortschaft im australischen Outback. Es sollte doch möglich sein, früh genug einzugreifen, um Verbrechen zu verhindern! Ein ziemlich hoher Anspruch, wie sich in Barrier Highway herausstellen wird. Denn wie will Hischhausen voraussehen, dass sich der Telefonanruf einer Lehrerin zum Stalking und der erboste Auftritt eines Vaters in einer Privatschule zur Geiselnahme entwickeln wird?
Es ist kalt in Tiverton, der Heizstrahler im Polizeirevier wirbelt nur Staub auf. Hirsch ist einem Wäschedieb auf der Spur, im Disctrict treibt sich außerdem ein Trupp von irischen Dachflickern herum, die gutgläubige betagte Häuserbesitzer für versprochene Arbeiten um ein paar Tausender erleichtern. Der erste Anruf des Tages kommt von einer Lehrerin der Redruth Highschool und führt ihn zu der elfjährigen Lydia, die auf dem elterlichen Grundstück in einem Wohnwagen auf verrotteten Rädern eingesperrt ist. Niemand sonst ist momentan dort zu sehen. Hirsch hat gerade noch Zeit, das unterernährte, verstörte Kind ins Redruth Medical Centre zu bringen und die dann doch zum Haus zurückgekehrte Mutter dem Sozialarbeiterteam zu übergeben, als ein Hilferuf von der Tiverton Primary School eingeht: Dort rastet ein Vater im Büro des Schulleiters gerade völlig aus. Alltagskriminalität, die Zeit und Nerven kostet, aber nicht auf spektakuläre Schwerverbrechen schließen lässt. Es ist dann auch eher die Verstrickung vieler Ereignissen, sozialer Verhältnisse, gesellschaftlicher Bedingungen und persönlicher Schieflagen, die zu einem rasanten Showdown führt.
Disher schaut genau auf die Verhältnisse der australischen Gesellschaft im Outback. Das kennt man von ihm als Krimiautor. Aber er schafft es eben immer wieder, die Verletzbarkeit der Menschen so deutlich sichtbar zu machen, dass es in seinen Romanen kein Gut und Böse, kein Schwarz und Weiß gibt. Das macht die Lektüre zu einem doppelten Genuss.
Susanne Rikl, München