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Autor
Guven, Mahir

Zwei Brüder

Untertitel
Roman. Aus dem Französischen von André Hansen
Beschreibung

Zwei Brüder, Kinder eines syrischen Vaters und einer bretonischen Mutter, aufgewachsen in einer Pariser Vorstadt. Die Mutter stirbt, der Vater kann nicht verhindern, dass ihm die beiden Jungen mehr und mehr entgleiten. Nachdem die Hoffnung auf eine gemeinsame Fußballerkarriere durch einen Unfall zerplatzt, geht der ältere gegen den Willen des Vaters zur Armee und schlägt sich anschließend als Kleingangster und schließlich als Uber-Fahrer durch. Der jüngere wird Krankenpfleger, gerät dann in dschihadistische Kreise und landet schließlich im syrischen Bürgerkrieg. Und steigt dann vor den Augen seines schreckstarren Bruders nach jahrelanger Abwesenheit in Paris aus einem Bus.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Aufbau Verlag, 2019
Format
Gebunden
Seiten
282 Seiten
ISBN/EAN
978-3-351-03761-1
Preis
20,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Mahir Guven wurde 1986 in Nantes geboren, hat türkisch-kurdische Wurzeln und lebt in Paris. “Zwei Brüder” ist sein erster Roman, mit dem er bereits mehrere Preise und unter anderem den Prix Goncourt du premier roman 2018 gewonnen hat.

Zum Buch:

Zwei Brüder, Kinder eines syrischen Vaters und einer bretonischen Mutter, aufgewachsen in einer Pariser Vorstadt. Die Mutter stirbt, der Vater kann nicht verhindern, dass ihm die beiden Jungen mehr und mehr entgleiten. Nachdem die Hoffnung auf eine gemeinsame Fußballerkarriere durch einen Unfall zerplatzt, geht der ältere gegen den Willen des Vaters zur Armee und schlägt sich anschließend als Kleingangster und schließlich als Uber-Fahrer durch. Der jüngere wird Krankenpfleger, gerät dann in dschihadistische Kreise und landet schließlich im syrischen Bürgerkrieg. Und steigt dann vor den Augen seines schreckstarren Bruders nach jahrelanger Abwesenheit in Paris aus einem Bus.

Mahir Guven erzählt die Geschichte aus der Perspektive der beiden Protagonisten, die namenlos bleiben und abwechselnd zu Wort kommen, in einem Rhythmus und einer Sprache, die den Leser in einen rasenden Wirbel mitreißt, aus dem man erst ganz am Ende, buchstäblich auf der letzten Seite, wieder auftaucht. Die Mischung aus Argot mit arabischen Einsprengseln, Jugend- und Fäkalsprache, die André Hansen auf bewundernswerte Weise ins Deutsche gebracht hat, ermöglicht Einblicke in eine Welt, die bislang kaum Gegenstand der Literatur war, die einem hier aber mit einer Wucht entgegen geschleudert wird, die sprachlos macht. Das liegt weniger an der Geschichte als an der Sprache selbst, die mit ihrer Ausdruckskraft und, ja, trotz bzw. wegen ihrer Nähe zur vielgeschmähten „Kanaksprach“, ihrer Schönheit einfach atemberaubend ist. Zwei Brüder bricht mit allen literarischen Regeln und eröffnet gerade deshalb die Tür zu einer Welt, die meist nur aus soziologischer oder sozialpädagogischer Perspektive dargestellt wird. Dass die literarische Darstellung hier sehr viel mehr leisten kann, hat Guven mit Zwei Brüder eindrucksvoll bewiesen.

Irmgard Hölscher, Frankfurt